Ungeheuer wie wir

»Die Zofen sind Ungeheuer wie wir selber, wenn wir dieses oder jenes träumen.« Jean Genet

Wir sind böse Opfer, zähnefletschende alte Mädchen mit langen Haaren und langen Fingernägeln, und wir sind verwandt den Macbeth’schen Hexen mit ihrem »schön ist häßlich und häßlich ist schön«. Die Hexe als marginalisierte Frau versucht durch Magie an Macht zu gelangen. Das tun wir auch. Wir Zofen. Das Stück ist exemplarisch für Theater überhaupt, warum Theater stattfindet seit Menschenbeginn, oder sollte ich sagen seit Ungeheuerbeginn. Theater ist ein Exorzismus auf unser UNGEHEUERSEIN. Ungeheuer in allen Bedeutungsrichtungen. Eine Ausdehnung von Hass, von Liebe, von Schönheit, von Pracht, von Ekel, von Leben, von Tod.

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Es ist eine Selbstüberschreitung als Zofe, als Schauspielerin. Es ist peinlich, es ist lustig, es ist ekelhaft, es ist todtraurig. Noch sind wir Zofen lebendig als Spiegel der Herrschaftsverhältnisse, als Spiegel der GNÄDIGEN FRAU. Wir sind die Kotze der GNÄDIGEN FRAU. Wir sind die Diamanten der GNÄDIGEN FRAU. Wir sind die GNÄDIGE FRAU. Wir sind DIE ZOFEN. FUCK.

Foto: Jennifer Dreier