Danke, für mich kein Plastik!

Von Susanne Schieffer // Der Artikel wurde auch in der aktuellen Ausgabe des »Bielefelders« und auf www.mein-bielefelder.de veröffentlicht.

Meine Tipps für Einsteiger

Der Einstieg in ein Leben ohne Plastik wird einem besonders leicht gemacht, wenn man sich 2 Tage in der Woche – beispielsweise den Mittwoch und den Samstag – nimmt, um seinen Wocheneinkauf zu erledigen.

Susanne Schieffer, Schauspielerin (© Philipp Ottendörfer)

Das bedarf zwar einer kleinen organisatorischen Vorarbeit nebst Einkaufszettel schreiben, was man die kommenden Tage für wie viele Personen kochen will und kann, bedeutet aber auch, man braucht sich im Grunde nur an 2 Tagen in der Woche eingehende Gedanken zu seinem Konsumverhalten machen. Das empfinde ich persönlich als absolut machbar und weit weniger zeitaufwändig als z.B. manch ein/e SchnäppchenjägerIn oder AllergikerInnen das mehr oder minder gezwungenermaßen tun / müssen. Zumal, wenn man bedenkt, dass man im Gegenzug dadurch einen erheblichen Beitrag zum Erhalt der Umwelt beiträgt! Resümierend also: ein maximaler Output mit minimalem Aufwand, wenn man so will – zugegeben mit ein paar kleineren Abstrichen oder Verzichten, aber dazu komme ich später!

Man geht also beispielsweise mittwochs (nach der Arbeit oder in der Pause) mit »leer-gevesperten«, ausgewaschenen oder (vor der Arbeit) mitgebrachten Tupperdosen oder sonstigen Behältnissen (können auch alte Marmeladengläser oder bereits vorhandene Plastiktütchen) ausgestattet auf den Siegfried-Markt und kauft sein Obst und Gemüse bei dem Bio-, oder aber konventionellen regionalen Händler seines Vertrauens – ich werde hier einen Teufel tun und mir anmaßen zu wissen, was für wen die bessere Variante ist, kann hier nur aus meiner Erfahrung sagen, dass regionales und somit weitgehend eben auch saisonales Einkaufen, Zubereiten und Essen einen naturgemäß ausgewogenen und abwechslungsreichen Essenszyklus und Genuss mit sich bringt. Aber ich finde das muss jede/r selbst für sich herausfinden und entscheiden. (Zu dogmatisch sollte man an das gesamte Thema eh nicht heran gehen, denn das macht auf die Dauer nur Frust und Zwang und damit ist weder dem Mensch noch letzendlich der Welt geholfen!) So, zurück zum Markt, wenn man also erfolgreich sein frisches Obst und Gemüse erworben und den mitgebrachten Eierkarton mit regionalen Freilandeiern wiederbefüllt hat, macht man einfach einen Abstecher in den »Losgelöst«-Unverpacktladen, der sich seit Oktober in Bielefeld am Siegfriedplatz befindet. Hier kann man dann nach Herzenslust, und ohne einen weiteren Gedanken an Herkunft, Inhaltsstoffe oder Verpackungsmaterial verschwenden zu müssen, den Rest seines Einkaufes in Ruhe erledigen. Denn das Tolle ist: Hier haben sich die Inhaber des Ladens (Kathrin Kappelmann und Christian Focke) vorab schon die Mühe und die Gedanken darum gemacht und man kann sich sicher sein, dass alles, was man hier im Laden findet 100%ig mit einem nachhaltigen und vollwertigen Lebens- und Ernährungsstil konform geht. Ist das nicht EINFACH (und) großartig?! Man ist hier also eingeladen, sich komplett auf seinen Bauch und seine Gelüste zu konzentrieren und dabei ganz nebenbei (s)einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zu leisten.

Also leichter geht es doch eigentlich nicht!

Das Ganze wiederholt man am Ende der Woche (freitags) wieder in der Kombination mit dem Wochenmarkt auf dem Siggi oder aber, wenn man nur einen Nachschub an Frischem braucht, am Samstag auf dem großen Kesselbrink-Markt. Hier auch frischen Fisch oder Aufschnitt oder Käse nicht vergessen … Nehmen Sie doch hier auch mal Ihre Dosen von zu Hause mit! Schon mal ausprobiert, was passiert, wenn man am Antipasti-Stand steht mit einer leeren (frischgespülten) Dose, die man sich beispielsweise für einen Festbetrag von 15,00 € nach Wunsch oder Überraschung befüllen lässt?! Die Freude wird nicht nur auf einer Seite der Theke groß sein – versprochen! 😉

Was mir zudem immer wieder hilft – bzw. wofür ich plädiere – ist eine Art wiederkehrendes »Mantra«, klingt komisch, ist aber hilfreich und wirklich praktisch, denn nahezu automatisch, werden Sie feststellen, wird einem gerade am Obst- oder Gemüsestand, sowie in zahlreichen Läden, eine Plastiktüte gar nicht erst angeboten, sondern direkt befüllt … dieser – wenn auch zuvorkommende – unerwünschte Vorgang lässt sich ganz wunderbar und ohne falsche Scham mit einem lächelnden „Danke, für mich KEIN Plastik“ unterbrechen. Sofort sind die Fronten unmissverständlich geklärt, es bedarf keiner weiteren ausschweifenden Rechtfertigung und ein Satz steht im Raum, der in irgendeiner Art Spuren hinterlässt, davon bin ich überzeugt.

Natürlich gibt es Momente bzw. Produkte, an denen ich an meine persönlichen Grenzen stoße. Diese umfassen z.B. Hygieneartikel aller Art, sowie u.a. Toilettenpapier, das, aus mir unerfindlichen Gründen, immer noch in Plastik eingepackt ist (wobei sich diese Verpackungen bei geschicktem Öffnen später hervorragend als kostenlose Mülltüten eignen – kleiner Tipp), Zahncreme, Shampoo und alles, was medizinische Produkte sowie Kontaktlinsen-/Pflegemittel angeht. Leider auch bei Fleischersatzprodukten, die es bisher ausschließlich in Plastik verpackt gibt. Ich weiche dann meist (also nicht immer!) auf selbstgemachte Bratlinge oder Burgerpatties (Mehlmischungen hierfür gibt es übrigens tatsächlich auch im Unverpacktladen), frischen Fisch oder Eierspeisen aus. Ich glaube, dass hier der Grundsatz gilt: Bewusstes Konsumieren und selbstbestimmte Grenzen sind schon mehr als genug, was wir tun können.

Kleine Fallen, die als solche kaum erkennbar sind bzw. Hürden oder besser gesagt Herausforderungen sind z.B. Geschenke aller Art, vor allem in Form der typischen kleinteilig (und leider) einzelverpackten Schokoladen-Aufmerksamkeiten, bequem bereits mit entsprechender Botschaft bedruckt. (Ich vermeide es bewusst, konkreter zu werden an dieser Stelle, aber ich denke dem/der aufmerksamen LeserIn ist klar, worauf ich hinaus will.) Hier kann man alternativ wunderbar eine Schnittblume, ein Stück Kuchen vom Bäcker, ein Glas Aufstrich/Marmelade, eine Flasche Wein oder guten Saft, eine Karte mit ein paar lieben Worten oder eine Einladung ins Theater ( 😉 ) verschenken, um nur ein paar Anreize zu schaffen! Neulich fiel mir auch auf, dass man bei Frühstücksbuffets in Hotels oder Restaurants, statt der verpackten Portionen Marmelade/Honig/Butter/Wurst auch einfach die meist danebengelegene, offen, unverpackte Variante wählen und hiermit auch ein kleines Zeichen setzen kann. Müll, insbesondere Plastikvermeidung ist ja eine ortsungebundene Mission. Lassen Sie sich doch nicht die Butter vom Brot nehmen und entscheiden Sie doch bitte lieber selbst die Menge an Aufstreich/-schnitt, die Sie essen wollen/können – jenseits der DIN Norm vorabgepackt sozusagen. (Da darf es dann auch glatt gerne mal ein bisschen mehr sein). Außerdem brauchen Sie für den Transport vom Buffet an Ihren Tisch nun wirklich kein Plastik. Und warum sich mit etwas „beladen“ um am Tisch (falls kein Tischabfall vorhanden) dann nicht zu wissen, wohin mit dem Müll und schlussendlich zwischen dem selbstmitgebrachten Müll auch noch genötigt sein zu frühstücken, das können Sie doch vermeiden! Oder was passiert, wenn man zur Pommesbude seiner Wahl einfach seine (ofenfeste) Glasdose mitbringt ,um daraus zu essen und bei Bedarf: Deckel drauf und den Rest dann für später! Oder zu Hause für das Kind, den/die MitbewohnerIn, den Hasen/Hund, die Frau oder den Mann … ?!

Es ist nie verkehrt eine leere Dose, (wiederverwendbare) Plastik- oder Papiertüte und/oder eine Falt-Einkaufstasche am Schlüsselbund, im Auto, unter dem Fahrradsattel, in der Handtasche oder in der Manteltasche zu haben. Ist kein großer Aufwand, nicht schwer zu tragen und fällt, wenn wir das alle machen würden, umso mehr ins Gewicht. Dann ist doch auch nichts gegen einen spontanen Snack »auf die Hand« auf dem täglichen Arbeitsweg oder dem Stadtbummel einzuwenden. Für fortgeschrittene VerpackungsmüllvermeiderInnen, ist das natürlich ein alter Hut, denn dann hat man sogar immer einen kleinen Löffel oder gar auf Reisen beispielsweise Campingbesteck dabei. Damit ist man überall und allzeit autark und schmier-/»loslöffel«-/zubereit- und verzehrbereit.

Das ist für mich zum Beispiel tatsächlich eine kleine Form von Freiheit.

Generell frage ich: Warum ist uns nicht klar, dass Plastikverpackungen so absolut überflüssig sind und uns auch noch dazu veranlassen, unser mehr oder weniger mühsam erarbeitetes Geld zum Fenster hinaus zu werfen, indem wir es für etwas ausgeben das »nur« den Weg vom Erzeuger/der Fabrik über den kurzen Umweg »Supermarkt« bis in die Mülleimer unserer Wohnungen sucht. Und dann auch noch für zahlreiche Streits sorgt: Wer besagten und sich rapide anhäufenden Müllberg nun wieder runter bringt, verantwortlich ist??? Schluss – Stopp – Aus! Wir alle sind es, die dieses Zeichen setzen müssen. Gemeinsam. »Danke, für mich kein Plastik«.