Ein Leben für die Kunst

Gastbeitrag von Billie Banane

Ein Leben für die Kunst ist mit vielen Opfern verbunden. Sie pflastern den Weg. Jeder große Erfolg ist mit einem nicht minder großen Opfer verbunden. Ein Tauschgeschäft.
Es hat mich dabei, in aller Bescheidenheit, sehr gut getroffen. Sicherlich musste ich auf vieles verzichten: Familie, Sicherheit, Zuhause … Aber meine Familie ist mein Ensemble. Sicherheit beziehe ich aus der Unsicherheit, wobei: Wenn ich ehrlich bin, ist das vorbei. Ohne arrogant zu wirken, kann ich voller Stolz behaupten, mein Name ist mein Geschäft. »Es läuft.« »Ich schlage mich durch.« Das könnte ich demutsvoll erklären, de facto ist es mehr. Viel mehr. Es gibt nach über 34 Jahren für die Kunst kein Land, das ich nicht bereist, erkundet und künstlerisch unterworfen habe. Ich kenne die Welt und sie mich. Unsicherheit ist kein Thema mehr. Mein Ensemble ist ein Spiegel meiner Erfolge. Lebende Trophäen. Die ich nach oben bringe und die mich daran erinnern, wer ich bin und wo ich herkomme. Sie sind mein Zuhause. Meine Frau ist ein Geschenk des Himmels. Ich bin glücklich.


Ja, es kann einen schlechter treffen.
Ob Paris, Mailand, London, New York, Peking, Las Vegas – im Endeffekt bedeutet Erfolg in jeder Stadt dasselbe. Der Applaus in der Scala, der Royal Albert Hall oder dem Broadway ist ein Geräusch der Begeisterung, der durch das Aneinanderschlagen der Hände, das Trampeln der Füße, die Bravo- und Zugaberufe der Stimmen von Menschen entsteht. Sie stehen im Vordergrund. Nicht ich. Die Frage, die mich begleitet, ist: FÜR WEN? Die Antwort: FÜR DIE MENSCHEN. Ich versuche ihnen die Welt näher zu bringen. Sie zu erheitern oder nachdenklich zu stimmen. Sie zu verzaubern. Ich schenke ihnen einen Teil von mir. Das ist mein Opfer. Mein Herz. Meine Sehnsucht. Meine Liebe. Wenn es klatscht, rauscht es. Und wenn es rauscht, lebt es. Ich schenke Leben. Das ist meine Aufgabe, meine Bestimmung. Ich wurde als Jesus der Kunst bezeichnet. Ich finde das überzogen. Zugegeben gibt es Parallelen, aber Jesus ist tot. Geld, Frauen, Sex, Titelblätter, Autos, Yachten, Preise… das verfliegt alles irgendwann. Das habe ich gelernt. Ob Bambi oder Show-Award, ich habe sie alle, die internationalen Trophäen. Aber sie sind mir nicht mehr wichtig. Die Kunst bleibt. Die Menschen bleiben. Sie wollen sich entführen lassen. Ich bin ihr Stockholmsyndrom.
Meine finales Suchtangebot ist mein Lebenswerk:
SHOW! – oder »Man kann nicht enttäuscht werden.« – oder »Habe ich zu viel versprochen?« – oder »Wie soll ich jetzt noch weiterleben?«– oder »Billie, die zwei Minuten nach der Show waren der Wahnsinn – du bist Vater.«

Fotos © Joseph Ruben

9 Kommentare:

  1. Ich habe nie etwas schlechteres gesehen. Ich war selbst 20 Jahre am Theater.16 Jahre davon an einer Oper. Eine Hommage ans Theater interpretiere ich anders. Keiner der Darsteller hatte einen hervorgehoben Charakterzug,alles schien einfach nur dahingerotzt. Ich habe die Vorstellung frühzeitig verlassen.Sehr enttäuschend. Kunst kommt immer noch von können…

    1. Schade, dass wir Dich nicht überzeugen konnten. Wir haben viel positives Feedback bekommen, aber letztlich bleiben die Inszenierungen Geschmacksache. Wir grüßen dennoch herzlich aus dem Theater Bielefeld!

  2. SHOW!
    Die fünfte Reihe, tief verneigten wir uns ins Parkett.

    Das Leben, eine Inszenierung!
    Welch fantastische Einblicke in Ihre Künste.
    Spielt auf die Zirkusweisen. Croissant! Polentanz! Anmutige Ästhetik im Chaos der Individuen. Große Stimmen uns erreichten. Wahrheiten in der Reflexion.

    Applaus, Applaus, Applaus!

    1. Nichts schöneres kann der Conférencier sich wünschen, als dass seine Vision verstanden wurde. Danke für den Applaus, danke für die Verneigung. Die Bühne ist nichts ohne Publikum.

    2. Einfach nuuuur schleeeecht!!!!! Mörder Geldverschwendung, hab auf die Pause gewartet die wohlweislich nicht kam weil einfach jeder mit normalem Menschenverstand das Etablissement verlassen hätte! Freche Lobhudelei, wäre diese nicht gewesen hätte es ein schöner Abend werden können. Danke auch

      1. Wie der Kommentar, auf den Du reagiert hast, zeigt, gehen die Meinungen auseinander und wir haben viel positives Feedback bekommen. Schade, dass wir Dich nicht überzeugen konnten, aber letztlich sind alle Inszenierungen Geschmacksache. Wir grüßen dennoch herzlich aus dem Theater Bielefeld!

  3. Die Ambitionen Ihres Gewerbes, als Kunstanpreiser, konnte ich am Sonntag bereits erspüren. [In der kurzzeitigen Rollen des Meister Dolchwerfer, Messer!, Leo, so glaube ich war der Name. Namen, Papa, merk sie Dir!] Oh, welch herrlich Reflexion uns erreichen möge. Nein, nicht der Stierkampf. Schaschlik!. Tanzt her euer Treiben. Die Bühne den Träumen des Siegfried.

    Danke an Kerstin Tölle für den reizenden Workshop.
    Wir freuen uns auf die Premiere, Herr Banane.

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