Wer sind eigentlich diese viele, von denen wir hier sprechen? Mehr als 350 MitarbeiterInnen sind hier beschäftigt und geben täglich ihr Bestes, damit unser Publikum in den Vorstellungen dem Alltag entfliehen kann. In unserer neuen Blog-Serie »Ein Tag mit … « wollen wir ein paar von ihnen vorstellen. Beginnen wir mit Anne Oppermann:
Was machst du hier und seit wann?
Seit der Spielzeit 2016/17 bin ich hier Dramaturgin für Musiktheater und Konzert.
Wie bist du zum Theater gekommen und warum ausgerechnet Bielefeld?
Dramaturgin war mein Traumberuf, seitdem ich weiß, dass es diesen Beruf gibt. Das war mit 16 Jahren, da habe ich ein Berufspraktikum gemacht. Ich wollte an die Oper, das war mir immer klar. Ich mochte Opern schon als Kind sehr und habe dann durch das Praktikum am Theater entdeckt, dass dieser Beruf existiert. Und so ergab sich da eine echte Möglichkeit, beruflich zur Oper zu gehen. Dass ich keine Opernsängerin werde, das war schon immer klar, bei aller Liebe zum Musiktheater (lacht). Aber seitdem wollte ich Dramaturgin werden, habe daraufhin studiert, ganz viele Praktika gemacht, habe in Berlin angefangen zu arbeiten – erst in einem Theaterverlag und dann in der Deutschen Oper – und bin dann letztes Jahr nach Bielefeld gewechselt. Und habe es bisher keine Sekunde bereut.
Wie sieht ein ganz „normaler“ Tagesablauf aus?
Es gibt keinen (lacht). Ich wundere mich immer, wenn ich einen Plan gemacht habe und denke, jetzt habe ich Zeit, dies oder das zu erledigen. Das sind dann immer die Tage, an denen ich nach Hause gehe und nichts von dem geschafft habe, was ich mir vorgenommen habe, weil täglich so viel Spontanes dazwischen kommt.
Gibt es feste Zeiten, Besonderheiten, Rituale, Aufgaben, die sich wiederholen?
Feste Zeiten – naja … Ich komme so zwischen 9 und 10 Uhr ins Theater und kontrolliere erst einmal, ob wichtige E-Mails oder Anrufe gekommen sind. Je nachdem, ob meine Produktion gerade probiert oder nicht, beginnen die Proben dann um 10 Uhr, und es macht Sinn, vorher einmal im Büro gewesen zu sein. Oder Sitzungen finden statt. Wichtiger, als welcher Wochentag ist, ist für mich wohl, in welcher Phase sich meine Produktionen gerade befinden. Da wiederholen sich dann durchaus Dinge, aber in einem langgestreckten Zyklus, von den ersten Gesprächen bis zur Premiere vergeht ja viel Zeit. Wenn ich gerade in einer Produktion stecke, begleite ich das Regieteam auch auf Proben. Dann bespreche ich mich nach der Probe noch mit dem Regisseur bzw. der Regisseurin. Ansonsten bin ich auch viel im Büro und am Schreibtisch zu finden. Dramaturgie ist eine Schnittstelle zwischen vielen Abteilungen. Wir arbeiten nicht nur eng mit dem Regieteam, sondern auch mit dem Dirigenten, den Sängern, der Operndirektorin oder der Öffentlichkeitsarbeit zusammen. Wir schreiben Ankündigungstexte, Programmheft-Texte, richten Übertitel ein, moderieren Veranstaltungen. Also auch Schnittstelle zu den Zuschauern. Abends sind dann nochmal Proben oder es sind Vorstellungen oder Konzerte, die wir dann mit Einführungen begleiten. Also ein Tag kann dann durchaus auch mal länger dauern und erst gegen 23 Uhr vorbei sein. Aber den „normalen“ Tag gibt es nicht.
Gehst du auch „privat“ ins Theater?
Ganz privat wahrscheinlich nicht mehr. Aber ich gehe immer auch privat ins Theater. Also den professionellen Blick wird man wohl nie ganz los. Ich kann mich nicht mehr so in den Zuschauerraum setzen, wie ich das konnte, bevor ich angefangen habe, am Theater zu arbeiten. Aber ich gehe immer noch mit Freude ins Theater. Also nicht nur aus beruflichem, sondern immer auch aus privatem Interesse.
Gibt es Besonderheiten?
Immer wieder in Vorstellungen. Es geht mir eigentlich bei fast allen Produktionen so, besonders bei denen, die ich betreue, dass ich mich in eine Figur oder eine Stelle einfach verliebe. Und dann ist man dankbar, einen so tollen Beruf zu haben, in dem man sich damit beschäftigen darf.
Mein Beruf ist für mich …
Anstrengend, aber erfüllend.
„Freiheit“ bedeutet für mich …
Oh, das ist ein großes Thema. Für mich persönlich bedeutet es, dass ich mein Hobby zum Beruf machen durfte. Schön wäre es, wenn ich meinen Beruf mit Blick aufs Meer ausüben könnte … Das wäre Freiheit!
Mein peinlichstes Erlebnis auf der Bühne/bei der Arbeit
Mein peinlichstes Erlebnis auf der Bühne hier im Theater war meine allererste Ansage, als ich mehrere Sänger als krank ansagen musste und das bei einer Produktion, die ich nicht betreut hatte, und gefühlt jeder Rollenname mit »A« begann und ähnlich klang. Ich stand auf der Seitenbühne und sagte mir die Namen vor, und alle, die an mir vorbeikamen, machten sich einen Spaß, indem sie mir alle möglichen Namen mit »A« an den Kopf warfen. Als ich dann vor den Vorhang trat, musste ich beim zweiten Rollennamen doch zögern und überlegen, welcher es nun wirklich war. Die Kollegen haben sich erst scheckig gelacht und sind dann vor Scham im Boden versunken. Ich glaube, sie leiden noch heute.
Mein emotionalstes Erlebnis …
Manchmal, wenn ich im Zuschauerraum sitze, berührt mich der Gesang sehr direkt. Auch wenn ich sonst kein besonders emotionaler Mensch bin, kann mich das manchmal den Tränen nahebringen. So aus dem Nichts heraus kann das eigentlich nur Gesang bei mir.
Ich finde super, wenn/dass …
Der Sommer gekommen ist und das Wetter in Bielefeld gar nicht so schlecht ist, wie man mir vorhergesagt hatte.
Mich nervt, wenn/dass …
Gedankenlosigkeit nervt mich eigentlich am meisten.
Nach der Arbeit …
Ist vor der Arbeit (lacht). Ist man müde, aber häufig auch sehr glücklich.