Im Klang baden… Von Dingen, die man nicht kaufen kann.

Von Marcus Miesler, Bass im Extrachor des Theater Bielefeld seit 2003.

13 ist meine Glückszahl. Ganz gegen den Trend und schon immer gewesen. Derzeit singe ich in meiner 13. Spielzeit im Extrachor des Theater Bielefeld. Und noch immer erfüllt es mich mit allem Glück der Welt. Viele Menschen, die schon einmal gesungen haben, kennen diesen besonderen Effekt des Singens, des Singens mit Anderen insbesondere. Doch im Extrachor kommen ein paar Dinge zusammen, die das Musizieren dort unvergleichlich machen. Und dennoch ist es schwierig insbesondere neue Männer zu finden. Mitmachen erwünscht!

Der Opern- und Extrachor des Theater Bielefeld im Chorsaal mit Chorleiter Hagen Enke

Extrachöre gibt es immer dann an Theatern, wenn die professionellen Chorsänger rein zahlenmäßig Unterstützung brauchen. Gerne bei Verdi zum Beispiel wie jetzt gerade für Otello, Premiere im Oktober 2017. In Bielefelds Opernchor gibt es 26 Profis aus 13 Ländern. Und rund 40 Extrachor-Kolleginnen und Kollegen im Alter von 18 bis 70. Kollegen? In der Tat. Auf der Bühne manchmal kaum zu unterscheiden, in den Inszenierungen bewusst vermischt, sind wir ein Teil des Gesamtkunstwerkes Oper. Stimmlich allerdings können wir eine Menge von den Profis lernen – und tun es gerne und mit Engagement.

Zunächst probt unser Chorleiter Hagen Enke mit den beiden Chören getrennt und individuell angepasst. Da wir als musikalische Laien tagsüber unseren Berufen nachgehen, studieren oder uns um Familien kümmern, finden Proben des Extrachores in der Regel abends oder am Samstagmorgen statt. Und: Wir sind natürlich keine Profis!

Und dann, nach einigen Wochen, kommt irgendwann die erste Probe zusammen mit dem Opernchor wie jetzt Anfang Mai für Otello, als das Foto im Chorsaal entstand.

Welch ein Erlebnis, wenn unser Klang dann eins wird mit den stimmgewaltigen Sängerinnen und Sängern des Hauses, die allesamt auch solistisch singen könnten. Immer wunderbar begleitet am Flügel, meist von Hagen Enke selbst, ohne Solisten oder Orchester. Aber jetzt schon ein Klangkörper mit der Kraft, einen emotional umzuwerfen, zu begeistern und vor allem mitzureißen. Für mich jedes Mal wieder ein Augenblick der kindgleiches Staunen verursacht. Was für ein Klang, aus jetzt mehr als 60 Kehlen, in dem wir alle baden dürfen! Durch diese Motivation gibt auch jeder von uns Laien sein Bestes, und wird wunderbar durch die Profis unterstützt. Da ja noch geprobt wird, machen wir Fehler. Aber das gehört dazu und macht uns alle besser – und sicher für die Stunde der Wahrheit: die Premiere und die Vorstellungen danach vor hunderten Zuschauern.

Noch einen Monat lang proben wir musikalisch – und es gibt noch einiges zu tun. Die Proben werden langsam intensiver und auch mehr. Einmal in der Woche zu üben reicht bald nicht mehr. Aber mehr Singen bedeutet vor allem auch mehr Freude – auch wenn man zusätzlich mal zuhause Text lernen muss.

Und dann kommen die szenischen Proben. Die Spannung steigt. Was wird der Regisseur mit uns machen? Die Bühne ruft, der Adrenalinspiegel steigt. Und wir dürfen dabei sein. Das ist das Glück, das man für kein Geld der Welt kaufen kann. Doch davon hier mehr, wenn es soweit ist!

Kontakt-E-Mail für interessierte Tenöre und Bässe, die im Extrachor singen möchten: hagen.enke@bielefeld.de