Ankleider Stephan Killian erzählt uns von seinen Erlebnissen am Theater:
Was machst du hier und seit wann?
Ich bin Ankleider hier im Haus und bin seit dem 2. Januar 2008 hier, angefangen im Praktikum und das ging dann quasi nahtlos in die Beschäftigung über als Ankleider.
Wie bist du zum Theater gekommen und wie hat es dich nach Bielefeld verschlagen?
Ich habe hier in der Brunnenstraße gewohnt und bin immer auf dem Weg zur Straßenbahn an der Schneiderei vorbeigekommen. Und dann habe ich immer durch die Fenster gesehen und gedacht: »Da will ich mal rein.« Ich hab bekleidungstechnischer Assistent gelernt, in Halle Westfalen und war dann arbeitslos und musste so eine Maßnahme mitmachen und hatte die Auflage, anschließend ein Praktikum zu machen und das habe ich dann hier gemacht. So bin ich hier gelandet. Ich war jetzt nicht vorher drauf aus, dass ich unbedingt ans Theater wollte, oder so. Das hat sich einfach so ergeben, mal hier reingucken zu wollen.
Und wie sieht ein ganz normaler Tagesablauf bei dir aus?
Ich komme abends zu einer Vorstellung, drei Stunden vorher, richte die Garderoben mit den jeweiligen Kostümen ein, die gebraucht werden und helfe dann den Leuten – überwiegend beim Chor – die Kostüme anzuziehen, wenn es Hilfe nötig hat. Dann richte ich die Bühne mit Kostümen ein, wenn Umzüge auf der Hinterbühne oder auf der Seite stattfinden. Ich bin da als Ansprechpartner, wenn etwas fehlt oder wenn ein Knopf abgegangen ist oder ein Hemd einen Riss hat, oder die Schnürsenkel kaputt sind oder die Schuhe noch mal poliert werden müssen. Außerdem helfe ich noch bei Kostümwechseln, damit alle rechtzeitig wieder auf die Bühne kommen. Am nächsten Tag kümmere ich mich dann um die Wäsche, Kostüme reinigen, und so weiter. Wenn noch Zeit übrig ist, dann helfe ich auch mal in der Schneiderei aus, sortiere Kostüme, die nicht mehr benötigt werden, zurück in den Fundus und schreibe Dienstpläne für alle Ankleider-Kollegen.
Gibt es irgendwelche Rituale oder Aufgaben, die sich wiederholen?
Ja, also zu jeder ersten Hauptprobe holen wir erstmal die Kostüme aus der Schneiderei und müssen uns erstmal damit beschäftigen. Was haben wir hier und was passiert überhaupt? Bei großen Stücken haben wir dann eine Besprechung und dann erstmal sehen, was da ist und was da fehlen könnte. Die Abläufe in einem Stück bleiben immer gleich.
Gehst du auch »privat« ins Theater? Was hast du dir denn als letztes angeguckt?
Wenn ich Zeit habe und ein Stück mich besonders interessiert, ja. Vor einem Monat ungefähr war ich in Hamburg und da habe ich mir ein Stage Musical angeguckt: »Aladdin« habe ich gesehen, das war sehr beeindruckend. Und da achtet man als Ankleider natürlich darauf: Wie schnell ziehen die sich um? Wie könnten sie das jetzt gemacht haben? Also, man hat auf jeden Fall ein anderes Auge dafür entwickelt.
Mein Beruf ist für mich …
… schön! (lacht) Also ich arbeite gerne hier am Theater.
»Freiheit« bedeutet für mich …
… tatsächlich auch Freizeit. Freizeit zu haben. Man hat ja schon auch unterschiedliche Arbeitszeiten, also ich bin nicht nur abends am Theater, ich bin auch tagsüber da und mache dann Aufbereitung: waschen, bügeln und so weiter. Diese unterschiedlichen Arbeitszeiten schlauchen halt schon und jede Woche sieht anders aus. Deshalb ist so ein Tag frei auch immer ein kleines Stück Freiheit. (lacht)
Mein peinlichstes / emotionalstes Erlebnis bei der Arbeit:
Also, es war weniger für mich peinlich, aber es gab mal die Situation bei einer Endprobe, ein schneller Umzug mit einem Musicaldarsteller und der musste seine Reiterstiefel ausziehen. Und entweder sind während der Vorstellung seine Füße angeschwollen oder die Stiefel eingelaufen, keine Ahnung. Auf jeden Fall kam er nicht gut da raus und hat dann voller Panik da irgendwie versucht, selber schnell rauszukommen und ist abgerutscht und ich habe eine Hand abgekriegt. Das war kurios. Er war dann auch sauer, weil er nicht rechtzeitig auf die Bühne kam, aber solche Sachen nehme ich da nicht persönlich, weil das Sachen in einer Endprobensituation sind, die vorher auch nicht einkalkuliert wurden. Das ist dann einfach so. Wenn was schief geht in der Hauptprobe, dann muss man einfach gucken, dass es in der nächsten Probe nicht mehr passiert.
Ansonsten wenn ein Umzug halt nicht klappt, aus irgendwelchen Gründen – Reißverschluss kaputt oder so – das ist dann immer sehr ärgerlich, wenn dadurch die Vorstellung auch ein bisschen leidet. Aber das kommt zum Glück nicht sehr häufig vor.
Ich finde super, wenn …
… das Theater noch ganz lange weiter Theater spielt und sich in dem Punkt nicht viel ändert. Dass unsere Jobs erhalten bleiben, das fände ich super. (lacht)
Mich nervt, wenn …
… wie gesagt, die Umzüge nicht klappen oder wenn es Kommunikationsschwierigkeiten gibt unter den Kollegen. Wenn einfach irgendwas nicht klappt, das ist nervig. Und viel bügeln! Viel Bügelwäsche finde ich auch immer blöd. (lacht)
Nach der Arbeit …
… gehe ich nach Hause, esse was und gehe ins Bett!