Ich habe das Glück, bereits zum wiederholten Mal bei der Projektreihe Parallele Welten dabei sein zu dürfen. Ich habe schon in vielen Theaterstücken mitgespielt, aber keines hat es jemals so wie die Stücke von Parallele Welten geschafft, mich im Innersten zu berühren, mir zu helfen, mich selbst zu verstehen, mit dem Publikum zu connecten und in der Theatergruppe eine neue Familie zu finden.
Dass ich im Projekt Mixed Couples mitwirken kann, freut mich ganz besonders, denn das Thema war mein Wunsch, es steht auf meiner persönlichen Agenda ganz weit oben und ist für mich von großer Bedeutung. Denn es geht um Liebe und um Herkunft und um den Zusammenhang zwischen beidem.
Liebe ist der Klebstoff aller menschlichen Beziehungen. Liebe bindet, Liebe verbindet. Dieses Gefühl teilen alle Menschen auf dieser Welt, unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion, Sexualität, Ethnie, Hautfarbe, Nationalität und all die anderen absurden Kategorien, an denen wir Menschen unsere ach so tiefen „Unterschiede“ aufzuzeigen versuchen. Liebe überwindet. Alle Grenzen, die wir konstruieren, alle Verbote, die wir postulieren, alle Mauern, die wir errichten, alle Unterschiede, die wir erdichten. Und doch – kann Liebe wirklich alles?
Kann sie Brücken bauen zwischen Menschen ganz unterschiedlicher Biographien und Erfahrungen? Ganz unterschiedlicher Vorstellungen und Erwartungen? Oder gibt es Begebenheiten, an denen sie auch beim besten Willen zwangsläufig scheitern muss? Repräsentieren wir – die Menschen, die euch etwas zu „Mixed Couples“ erzählen möchten – die unüberwindbaren Mauern, an denen Liebe zu Grunde geht, und die Kämpfe, die sie verliert? Oder die Brücken, die sie errichtet, und die Siege, die sie erringt?
Und was zur Hölle ist das eigentlich, diese Liebe? Ist es das, was die Welt im Innersten zusammenhält? Welches Versprechen gibt sie uns? Bis dass der Tod euch scheidet, oder im Tode verbunden, so wie Romeo und Julia? Gibt es auch andere Arten von Liebe als die, die uns Dramen, Romane, Filme und (ver)alte(te) Familienmodelle lehren wollen? Ist Liebe ein Gefühl oder eine Entscheidung? Oder beides? Und warum um Gottes Willen ist sie so kompliziert?
Wir machen uns auf. Auf eine Reise, auf der wir all unsere Fragen zu ergründen versuchen. Zu Orten, an denen wir moderne Romeo und Julia-Geschichten vermuten. Hinein in unser Innerstes, um es nach außen zu kehren, um es in Kreativität zu tränken, es in bunten Farben und in Bewegung, Tanz, Sprache und Spiel zum Leben zu erwecken, um es mit euch zu teilen, um ein Weilchen darin gemeinsam zu verweilen.
Ich bin dankbar. Teil dieses Projektes zu sein, Theater spielen zu dürfen, dieses Thema bearbeiten zu dürfen. Diese Fragen um Liebe und unüberwindbare Unterschiede und alle Unterschiede überwindenden Brücken haben mich ein Leben lang geprägt. Es ist nicht leicht, zwischen zwei kulturellen Prägungen aufzuwachsen. Und es gibt kaum etwas Schöneres. Gerade an den Fragen um Partnerschaft entfachen sich so viele Konflikte, Schwierigkeiten und menschlichen Abgründe. Und gerade dort entfalten sich die schönsten, mutigsten und zartesten menschlichen Erfahrungen und Charakterzüge.