The Drowsy Chaperone

The Drowsy Chaperone. Ein Musical, wie es im Bilderbuch steht, oder nicht? Es ist eine Hommage an die längst vergangene Zeit der 20er Jahre. Vaudeville vom Feinsten, Slapstick, schmissige Songs, die einfach in den Körper gehen und eine Story, bei der man einfach nicht fragen darf, warum gewisse Sachen passieren, oder eben nicht passieren. Für uns ein perfektes Musical zum einfach Abschalten und um ganz unvoreingenommen dem Spaß auf der Bühne zu folgen.

Doch so spaßig, unterhaltsam und leicht es von vorne aussehen mag, so hart ist die Arbeit an Präzision auf der Bühne. Denn fast jeder der 13 Songs ist bis ins letzte Detail durchchoreografiert. Ob alleine oder im Ensemble, nur durch die Genauigkeit nimmt die Show Fahrt auf. Und nur durch diese ist es für unsere Darsteller sicher auf der Bühne. Wer will schon im Spagat gehoben werden, wenn niemand weiß, was zu tun ist?

Vor jeder Show haben die Darsteller Hochzeit mit Hindernissen_c_BettinaStößganz eigene »Rituale«, um sich auf das kommende Spektakel vorzubereiten. Im ganzen Theater tanzt es sich also schon zwei Stunden vor Beginn warm. Die einen steppen im Tanzsaal, die anderen gehen ihre Schritte in der Garderobe oder Maske durch (da wo eben gerade Platz ist), wieder andere dehnen sich noch bis Vorstellungsbeginn, damit der Fuß auch ja über den Kopf kommt.
Aber neben den einzelnen Vorbereitungen proben wir natürlich auch die Ensembles. Denn nichts ist eindrucksvoller als ein starkes Ensemble, das einen vergessen lässt, dass man ja gar nicht am Broadway ist, sondern in Bielefeld.
Das Zusammenspiel aller Beteiligten ist einfach das A und O. Dabei sind nicht nur die auf der Bühne, sondern auch die im Orchestergraben gemeint. Denn unsere Drowsy-Band bestimmt schließlich das Tempo. Besonders bei der Nummer Kalte Füße muss der »Flow« zwischen unseren beiden Steppern und der Band von Anfang bis Ende stimmen. Die Füße werden plötzlich zu Instrumenten. Die Musik der Band und die nicht mehr wirklich kalten Füße von George und Robert stehen in ständiger Kommunikation und alle müssen den gleichen »Swing« fühlen, damit diese rasante Steppnummer die Füße wirklich heiß werden lässt.

Über viele Wochen haben die Darsteller die Choreos mit Dominik Büttner, dem Choreografen, erarbeitet und es ist wirklich faszinierend, wie lange man allein an 23 Takten arbeiten kann, aber Präzision braucht nun mal Zeit. Das beste Beispiel dafür ist wohl der Song (an diesem Song haben wir länger, als an allen anderen Szenen gearbeitet) oder wie im amerikanischen Original Show off, der Song von Janet van de Graaff, der Braut, die für die Liebe den Glamour der Bühne aufgibt. Und genau darum geht es in diesem Song. Sie erklärt uns, dass sie auf die ganzen Kleider, Tänze, Tonartwechsel und Spielereien keine Lust mehr hat. Natürlich könnte man sie bei so einem Inhalt einfach trotzig auf einen Stuhl setzen und singen lassen, aber die Musik sagt etwas anderes. Im Gegenteil, erstmal muss eindrücklich demonstriert werden, was sie da eigentlich meint. Und sie besingt wirklich nicht wenig. Es gibt fünf Kostümwechsel, fliegende Früchte, Fotoshootings, eine Einradnummer, diverse Hebefiguren, ein Kuhglocken-Solo, eine Schlangenbeschwörung, einen großen Walzer, einen Zaubertrick mit sehr großen Schwertern, drei Radschläge, einen Spagat, einen Fächertanz, auch ein Hula-Hoop-Reif ist dabei, Luftballontricks, eine bunte Papierschlange aus Janets Mund und den (wie wir ihn bei den Proben immer nennen) Fahrstuhl ins nichts. Ach ja, natürlich gibt es davon auch noch eine Zugabe. Das alles in knappen vier Minuten.
Und wenn man dann denkt, da fehlen jetzt nur noch die tanzenden Affen, dann können wir nur sagen, die haben wir uns für eine andere Nummer aufgehoben!


Von Nick Westbrock (Abendspielleiter) und Michaela Duhme (Dancecaptain)